Über
Silvia Jedrusiak, in Zürich geboren, arbeitet als freie Regisseurin, Produzentin und Schauspielerin. Sie erwarb Schauspielgrundlagen an der Zürcher Hochschule der Künste, u.a. bei Hannes Leo Meier (Gründer von Szenart/B’bühne Aarau) und in freien Produktionen bei Heinz Gubler (2014-2017 Jurymitglied Schweizer Theaterpreise). Anschließend studierte sie Theaterpädagogik an der Fachhochschule Osnabrück.
Silvia Jedrusiaks künstlerische Praxis steht dem Physical Theatre nahe. Als wesentliches Merkmal ihrer Arbeit gilt das Ausleuchten menschlicher Zustände. Es sind die Grauzonen, die sie interessieren, das, was zwischen schwarz und weiß liegt.
Mit ihren Inszenierungen holt sie die Zuschauer in die Widersprüche des Lebens und lässt durch ihre musikalische und physische Bildsprache viel Raum für eigene Assoziationen. Gleichzeitig sind ihre Stücke geprägt durch ein hohes Maß an Tragikomik und Absurdität.
In ihrer Regietätigkeit sieht sie sich stets als Suchende und Forschende, um möglichst unterschiedliche Blickwinkel und Einsichten für die Grenzzustände des Menschen zu finden. Dabei lässt sie auch „theaterferne“ Bereiche, wie z.B. die bildende Kunst in ihre Arbeit einfließen und arbeitet mit verschiedensten internationalen KünstlerInnen. Sie bindet Profis aber auch Amateure in ihre Inszenierungen ein und lässt sich von dem, was sich im Alltag abspielt, inspirieren.
Für ihr Tanztheaterstück „Mutter:Glück“, bei der sie Regie führte sowie Autorin war, bekam sie den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin 2011. Bereits im Jahr 2010 wurde das Stück für die Berliner Festspiele nominiert.
Seit 2016 arbeitet sie als eigenständige Produzentin und formierte ein Team um sich, u.a. Christina Flick vom Physical Kollektiv Schwalbe (NL) sowie Absolventen der Hoogeschool voor de Kunsten, Abteilung Mime, in Amsterdam, der Folkwang Universität der Künste, Studiengang Physical Theatre und der HFS Ernst Busch Berlin, Zeitgenössische Puppenspielkunst.
2018 wurde die Formation Silvia Jedrusiak für das Mentoring Programm der Kunststiftung NRW und des NRW Landesbüros Freie Darstellende Künste ausgewählt, welches professionellen Künstler*innengruppen die Möglichkeit gibt, ihre Arbeitsweisen und künstlerischen Visionen mit Hilfe einer qualifizierten Mentorschaft zu reflektieren und weiter zu entwickeln. Seit 2023 erhält die Formation Silvia Jedrusiak die dreijährige Konzeptionsförderung Freie Darstellende Künste des Landes Nordrhein-Westfalen.
Neben ihrer eigenen Produktionstätigkeit ist Silvia Jedrusiak Mitglied des Stadtensembles Münster und unterrichtet seit 2005 bundesweit als Theaterdozentin u.a. in Zusammenarbeit mit dem Theater Münster. Außerdem ist sie in Jurys und kulturpolitischen Gremien aktiv.
Auszeichnungen, Stipendien
Dreijährige Konzeptionsförderung Freie Darstellende Künste des Landes Nordrhein-Westfalen (2023-2025)
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Rechercheförderung des Fonds Darstellende Künste für „Dezentrale Ortserkundungen“
Rechercheförderung des Fonds Darstellende Künste für „VERBINDUNGEN“
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NRW Künstlerstipendium für
„Kunstformate im York-Quartier – dezentrale Stadtbespielungen“
Konzeptionsförderung der Stadt Münster
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#TakeCare Stipendium des Fonds Darstellende Künste,
Schwerpunkt „UMGESTALTUNG“
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NRW Künstlerstipendium zur Recherche
„ARCHIV DER NÄHE“
Konzeptionsförderung des Kulturamtes Münster zur Weiterentwicklung der Formation
In der Begründung der Jury heisst es: „ (…) Das Kuratorium schätzt die Arbeit von Silvia Jedrusiak sehr und möchte ihre künstlerische Arbeit für Münster unbedingt gesichert wissen. Es erkennt das Potential zu weiterer Professionalisierung auch im Hinblick auf eine nationale und internationale Ausrichtung. (…) „
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#TakeCare Stipendium zur künstlerischen Recherche „OVATION“
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NRW Künstlerstipendium zur Recherche
„BRÜCKEN ZUM PUBLIKUM“
Ausgewählt für das Mentoring-Programm des NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und der Kunststiftung NRW
Künstlerstipendiatin (international) der Labo Pro Masterclass : Ania Michaelis in Luxemburg, Rotondes. Gefördert durch ASSITEJ Luxemburg und ASSITEJ Deutschland.
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Die Inszenierung „ELTERNSCHAU“ wird im Rahmen der moNOkultur – Veranstaltungsreihe „WILDWUCHS“ im Theater im Pumpenhaus gezeigt
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Die Inszenierung „ELTERNSCHAU“ wird im Rahmen der LWL Fachtagung Familienbilder in Münster gezeigt
2017 Stipendiatin der Akademie „On The Road#1“ des Bundesverband freie Darstellende Künste
Konzeptionsförderung/Stipendium des Kulturamtes Münster für die Produktion „menschendinge“
Konzeptionsförderung/Stipendium des Kulturamtes Münster
Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin für die Inszenierung „Mutter:Glück“ (Regie, Stückfassung und Dramaturgie bei Cactus Junges Theater), Preisjury: Gunnar Decker, Elena Philipp, Wolfgang Behrens
Nominierung der Inszenierung „Mutter:Glück“ für die Berliner Festspiele 2010 (Regie, Stückfassung und Dramaturgie bei Cactus Junges Theater)
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Einladung zum Festivalstern Jugendtheater mit der Inszenierung Crossroads (Schauspielerin + Autorin bei Cactus Junges Theater)
1. Preis des bundesweiten Wettbewerbs “Kinder zum Olymp!” sowie Auszeichnung des mit dem vom Ministerpräsidenten ausgelobten Preises “Kultur prägt! Künstlerinnen und Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen 2009″ mit dem Theaterprojekt „Balance!“ (Regie bei Cactus Junges Theater)
Die Inszenierung „Crossroads“ wird vom Kultursekretariat NRW Gütersloh in seine Förderreihe „Junges Theater“ aufgenommen, in der Crossroads zehnmal NRW-weit gezeigt werden konnte. (Schauspielerin + Autorin bei Cactus Junges Theater)
1. Preis des bundesweiten Wettbewerbs „Kinder zum Olymp“ mit dem Theaterprojekt „Respect!“ (Regie bei Cactus Junges Theater)
Einladung zum Theaterfestival „!Heimspiel“ mit dem Stück „Amo – Eine dramatische Spurensuche“ unter der Regie von Peter van den Hurk (Schauspielerin bei Kitunga Projekte)
Statement zu Silvia Jedrusiak
…von Christina Flick, langjähriger Wegbegleiterin
Silvia Jedrusiaks Arbeiten sind ein Cocktail aus absurden (Bühnen) Bildern, intensiven Körperlich keiten, meanderenden Zuständen, bitterbösem Humor, Musikalität, Dialekten, Trost. Fiktives und persönliches Material mischt sich in eine sehr eigene Bühnensprache. Kennmerkend für ihre Stücke ist die fein ausgearbeitete körperliche Anwesenheit ihrer Performer.
Das Spiel auf der Bühne findet auf der Messerschneide von psychologisch erkennbaren Zuständen statt. Jedrusiak stöbert die dunklen / schattigen Seiten in unseren zwischenmenschlichen Beziehungsgefügen auf und treibt sie auf die Spitze. Sie kreiert ein fiktives Bühnengeschehen, das direkt in die persönliche Erlebniswelt der Zuschauer schneidet.
Silvia Jedrusiak bohrt in ihren Arbeiten eine tiefergelegene Emotionalität an. Oft steht das (gesellschaftliche, familiäre, nachbarschaftliche) Zusammenleben zentral in ihrer Arbeit; die (immer) brisante Frage, wie es zu schaffen ist, mit all unseren Unterschieden / Differenzen doch in einem Kontext zu stehen, zu leben, zu lieben, zu existieren. Sie interessiert sich für die un terschiedlichen Systeme jedes Beteiligten, legt sie bloss, konfrontiert diese mit ihren unterliegenden Ängsten und Sehnsüchten. In der Reibung ihrer Figuren mit den Alltäglichkeiten blitzt ein bitterböser Humor auf. Worüber man nicht reden kann, darüber muss man lachen. Gleichzeitig entsteht in der Reibung auf der Büh ne – die Reibung mit den oft allzu menschlichen Dingen – aber immer Wärme; dort wo sich schmerzhafte, schamhafte Realitäten und Untergründe offenbaren, ist in ihren Arbeiten auch immer tiefer Trost zu finden. Die Performer sprechen in ihren eigenen Sprachen (niederländisch / französisch / Schweizer- deutsch / englisch) oder kommunizieren in einem charmant akzentvollem Deutsch, was eine erfrischende, liebenswerte Rauheit kreiert.
Es geht Jedrusiak nicht darum, über das Sprechen Bedeutung zu kreieren, sie ‚entheiligt‘ die Textsprache. Jedrusiak baut so sorgfältig und schlau ihre Szenen auf und aneinander, dass es keiner (Text-) Erklärung bedarf, um in den Sog ihrer emotionalen Achterbahn zu geraten.